Von Super User auf Dienstag, 13. Februar 2024
Kategorie: Beiträge

Vom Mond aus betrachtet spielt das alles gar keine so große Rolle

Als meine Tochter noch nicht zur Schule ging, hatte sie oft vor der einen oder anderen Situation Angst. So wie das eben ist bei kleinen Mädchen. Mal hatte sie schlecht geträumt und wachte ängstlich auf, das andere Mal fürchtete sie sich vor der Finsternis unseres Schrankraums, wenn dort das Licht nicht eingeschaltet war.

Ganz egal was die rege Fantasie meines kleinen Fräuleins auch anregte, worüber sie meinte, sich fürchten zu müssen, ich wusste sie immer zu trösten. Wie? Mit einer Fantasiereise.

Ich setzte mich zu ihr und lud sie ein, mit mir eine Reise zu machen – eine abenteuerliche Fantasiereise auf den Mond.

Wir begangen uns vorzustellen, auf den Mond zu reisen und von dort auf die Erde zu schauen. Wir betrachteten uns selbst vom Mond aus durch ein fiktives Fernrohr, sahen die Wohnung, beobachteten die Situation, die meinem kleinen Mädchen Angst machte und siehe da, wenige Minuten später war die Angst meiner kleinen Tochter wie weggezaubert.

Meistens versteht man das Leben erst rückblickend 

Erst viel später, in meiner Ausbildung zur psychologischen Beraterin, erfuhr ich: Diese „Fantasiereise", die ich aus einer Intention heraus erfunden hatte, hat einen Bezug zu einer der drei mentalen Wahrnehmungspositionen (dissoziiert, assoziiert und assoziiert in den anderen).


Durch die von mir angeleitete „Reise auf dem Mond", wurde es meiner Tochter möglich, sich von der beängstigenden Situation zu distanzieren. Oder richtiger gesagt, es gelang ihr, sich von ihren Ängsten zu dissoziieren und eine sogenannte Metaposition einzunehmen.

Die gute Nachricht

Auch Sie können in beruflichen und privaten Situationen, die Sie beunruhigen „auf den Mond fliegen". Ja, Sie können sich dissoziieren und bewusst von Ihren unangenehmen Gefühlen Abstand nehmen. Sie können eine Metaposition einnehmen, sich innerlich in die Position eines Beobachters begeben, wann und wovon immer Sie möchten. Und ganz besonders in Stresssituationen oder einfach nur, um einen kühlen Kopf zu bewahren.

Werden Sie Herr beziehungsweise Frau Ihrer Gefühle 

Dissoziieren sie sich, wenn vor Ihnen eine große Aufgabe steht, Ihnen etwas zu viel wird, Sie sich überfordert fühlen. Nützen Sie die innere „Reise auf den Mond" beispielsweise, wenn Sie nervös vor einem Vortrag stehen, Sie eine schlechte Nachricht erwarten oder Ihnen eine Situation ganz einfach Angst einjagt.

Und denken Sie an den Gegenpol, stellen Sie sich lebhaft vor, wie Sie eine Situation gerade so richtig genießen. Sie sich über ein Kompliment freuen, Sie stolz sind, weil Sie etwas geschafft haben.

Bewusst stark sein oder sich unbewusst ausgeliefert fühlen. Das macht den Unterschied, der den Unterschied macht

Vielleicht fragen Sie sich gerade, ob das jeder kann – das Wechseln zwischen den Wahrnehmungspositionen.

  Für wen ist das alles überhaupt relevant?

  • Führung beginnt mit Selbstführung.
  • Spitzensportler, Topmanager*innen und Politiker*innen lernen und können es - sie sind Meister der Selbstführung.
  • Unternehmer*innen, Führungskräfte, Leader und Manager*innen in stressbehafteten Berufen nutzen ganz bewusst die Möglichkeit, ihre Wahrnehmungspositionen und Sichtweisen auf Ereignisse, Menschen und auf sich selbst zu wechseln, um empathischer zu führen.
  • Durch gelungene Selbstführung gelingt es uns, nicht nur herausragende Ergebnisse zu erzielen, sondern uns insbesondere auf schwierige Gespräche mit Kunden oder Mitarbeiter*innen vorzubereiten, um herausfordernde Situationen eloquent und authentisch zu bestehen.

OK, jetzt was für das Gehirn – kurz wiederholt

Wir unterscheiden drei Wahrnehmungspositionen: dissoziiert sein gegenüber sich, anderen Menschen und einer bestimmten Situation, assoziiert sein in sich und in einer bestimmten Situation und assoziiert sein in einen anderen Menschen oder/und eine Situation. Ein bisschen Fachwissen einfach erklärt:

Beginnen wir mit der Wahrnehmungsposition: „Assoziiert"

Ein bestimmtes Ereignis assoziiert wahrzunehmen heißt, mit allen Emotionen und Sinnen ganz subjektiv vom eigenen Blickwinkel die Welt, die Situation zu betrachten.

Mit einfachen Worten gesagt: Wenn in einer Situation assoziiert sind, schwelgen Sie ganz und gar im Glück, wenn der Anlass positiv ist. Assoziiert sein geht natürlich auch mit negativen Gefühlen. Anders gesagt, das Gute oder der Nachteil daran ist, assoziiert sein gelingt nicht nur in der gegenwärtigen Situation, also im Hier und Jetzt, sondern auch bei erinnerten Situationen. Oder wenn wir uns unsere Zukunft bunt und fröhlich oder trüb und grau vorstellen.

Dem folgt die Wahrnehmungsposition: „Assoziiert in den anderen"

Jeder, der schon mit anderen mitgefühlt hat, hat sich innerlich mit den anderen assoziiert. Je empathischer eine Person ist, desto besser wird es ihr vermutlich gelingen, sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Ein empathischer Mensch fühlt und denkt so wie die andere Person. Er betrachtet die Welt so, als würde er sie vom Standpunkt der anderen Person sehen.

Und zu guter Letzt die Wahrnehmungsposition: „Dissoziiert"

Wir sind dissoziiert, wenn wir uns vorstellen, die eigene Person oder eine bestimmte Situation von einem außenliegenden Punkt zu beobachten und zu hören (wie meine kleine Tochter sich und ihre Situation vom Mond aus betrachtet hat).

Der Unterschied zur assoziierten Position ist, Sie betrachten die Situation unbeteiligt ohne Emotionen, ganz so als ob Sie von außen darauf schauen würden.

Da im dissoziierten Zustand die eigene Erfahrung mit einem gewissen Abstand registriert wird, ist die Dissoziation enorm gut geeignet, um von negativen Erlebnissen Abstand zu gewinnen.

Relevant genug?

Dann bereiten Sie sich für die „Reise auf den Mond vor". Am besten mit einem Spiel:
Bitten Sie eine Person Ihres Vertrauens, diese Übung mit Ihnen zu machen.

- Urlaub, mit einer Freundin, Kaffeetrinken, Beförderung, Sponsion uvm.
- Je mehr Ihnen einfällt, desto besser.
- Wählen Sie für den Einstieg nur Erlebnisse, die Sie positiv abgespeichert haben.


Tabelle als Beispiel:
​Erinnere dich an ... ​Assoziiert/Ich-Perspektive ​Dissoziiert/von außen betrachtet
​Den letzten Urlaub ​x
​Beförderung​x
​...
​...

Nun kann es losgehen

Bitten Sie Ihren Partner nun, der Reihe nach vorzulesen und sich an das zu erinnern, was unter der Spalte „Erinnere dich an …" steht. Fragen Sie Ihr Gegenüber, wie er sich daran erinnert, ob er die Situation eher von außen betrachtet wahrnimmt, oder ob er sich mehr assoziiert erlebt, also von der Ich-Perspektive und den damit verbunden Gefühlen. Danach wechseln Sie, jetzt fragt Ihr Partner Sie und Sie dürfen sich erinnern, ob Sie beispielsweise Ihre letzte Beförderung assoziiert oder dissoziiert in Erinnerung haben.

Viel Spaß beim Selbstkennenlernen!
Sie haben Fragen? So lange es Strom und Internet gibt, bin ich mittels Skype, Zoom & Co, telefonisch für meine Freunde, Kunden und Partner da.

Herzlichst, Doris Mock

Bleiben wir gemeinsam mental stark und gesund!


Ganz besonders gerne Ansprechpartnerin für berufliche Anliegen und für private sowieso.